Azure DevOps für Betriebsräte

Ein Leitfaden zur Betriebsvereinbarung

Azure DevOps ist ein Programm zur Entwicklung und Verwaltung komplexer Softwareprojekte.

Es ist zur Unterstützung agiler Arbeitsverfahren ausgelegt. Deren wohl bekannteste Verfahren ist Scrum.

Im Gegensatz zum klassischen Projektmanagement wird hier nicht alles im Voraus geplant

Es gibt Sprints, die in der Regel 14 Tage dauern. Zu Beginn eines Sprint legt das Team gemeinsam fest, welche Aufgaben erledigt werden.

Die Sprints wiederholen sich so lange, bis das Projekt fertig ist.

Zwischendurch gibt es täglich Treffen, bei denen die Mitglieder des Teams von ihrer Arbeit berichten.

Anforderungen an die Software und Aufgaben werden in sogenannten Backlogs gespeichert. Aufwände können im Planungspoker ermittelt werden.

Insgesamt haben sich sehr spezielle Verfahren mit eigenem Vokabular entwickelt, die in Azure DevOps abgebildet werden.

Betriebsräte sollten agil arbeitende Gruppen regelmäßig besuchen, um das gegenseitige Verständnis für die neuen Arbeitsweisen und die Mitbestimmung zu fördern.

Eine Betriebsvereinbarung enthält dann auch Regelungen zu den neuen Arbeitsverfahren.

Wie funktioniert Azure DevOps

Azure DevOps hat Zweck, alle Teilaufgaben (Work Items) zur Erstellung einer Software zu erfassen und deren Erledigung zu organisieren.

Es gibt zahlreiche Typen von Work Items, zum Beispiel:

  • Features: Hauptfunktionen (z.B. die gesamte Benutzerverwaltung)
  • Tasks: Einzelaufgaben (z.B. Anmeldebildschirm erstellen)
  • Bugs: Fehler (z.B. Log-in nicht erreichbar)

Den Work Items werden Datenfelder zugeordnet. Das sind zum Beispiel der geschätzte, der tatsächliche oder der verbleibende Arbeitsaufwand. Auch die Bearbeiter können erfasst werden.

Weil die Datenfelder Benutzern zugeordnet werden können, entsteht Mitbestimmung.

Eine wesentliche Aufgabe von Azure DevOps ist die übersichtliche Darstellung anhand von Boards.

Ein Board zeigt beispielsweise den Bearbeitungsstand der Work Items im aktuellen Sprint an: geplant, in Arbeit, erledigt.

Insofern liegt ein Schwerpunkt von Azure DevOpsauf auf der transparenten Darstellung umfangreicher Arbeitsaufgaben.

Zusätzlich unterstützt das Programm die Veröffentlichung und Verwaltung abgeschlossener Programmstände (Releases).

Zusammengefasst werden die Work Items in Projekten. Diese werden von Teams bearbeitet.

Es ist hilfteich, die Funktionsweise in einer Betriebsvereinbarung kurz zu beschreiben. Das schafft Klarheit im Falle zukünftiger Funktionsergänzungen, etwa durch Updates.

Azure DevOps und Mitbestimmung

Es liegt auf der Hand, dass beim Einsatz von Azure DevOps zahlreiche Daten zur Arbeitsleistung von Beschäftigten anfallen.

Diese Daten können auf verschiedene Arten ausgewertet und dargestellt werden.

Schon alleine deswegen sollte sich der Betriebsräte mit dem Programm befassen und eine Betriebsvereinbarung abschliessen.

Dazu kommen noch Aspekte der Gruppenarbeit, die zur psychischen Belastung von Beschäftigten beitragen können.

Datenfelder regeln

Ein bekannter Ansatz in der Mitbestimmung und im Datenschutz liegt in der Datensparsamkeit.

Beschäftigtendaten, die nicht erfasst wurden, können nicht ausgewertet werden.

In der Praxis sorgt die Erfassung der Arbeitsaufwände oft für Bedenken.

Werden sowohl der geschätzte, als auch der tatsächliche Arbeitsaufwand erhoben und einem Benutzer zugeordnet, entstehen daraus erheblich Kontrollmöglichkeiten.

Das gilt besonders, wenn Work Items nicht gelöscht werden, weil sie als Dokumentation und Nachschlagewerk dienen.

Als Folge können die Daten langfristig zur Leistungsauswertung und für Leistungsvergleiche genutzt werden.

Datenfelder können in den Organisationseinstellungen (Organization Settings) ausgeblendet werden. Halten Sie das in der Betriebsvereinbarung fest.

Verfügbare Arbeitszeiten (Capacities)

Mit den Datenfeldern zur Erfassung des Arbeitsaufwandes eng verbunden sind die verfügbaren Arbeitszeiten der Beschäftigten.

Wurde sowohl der geplante Aufwand zur Erledigung von Aufgaben, als auch die verfügbare Arbeitszeit der Beschäftigten eingegeben, werden freien und verplanten Kapazitäten von Beschäftigten angezeigt.

Falls die Funktion genutzt wird, sollte die Bestimmung der Kapazitäten in einer Betriebsvereinbarung geregelt werden. Nicht zuletzt, weil hierüber die Arbeitsbelastung gesteuert wird.

Bei der Frage, welcher Prozentsatz der Arbeitszeit angemessen ist, sollte der Betriebsrat mitreden.

Queries (Abfragen) und Dashboards

Azure DevOps stellt mit Queries umfangreiche Funktionen zur Analyse von Work Items (Teilaufgaben) zur Verfügung.

Wie bei der Abfrage einer Datenbank, können einzelne Merkmale gefiltert, mit anderen Merkmalen verbunden und Kennzahlen berechnet werden.

Beispielsweise können alle Aufgaben eines Bearbeiters für einen bestimmten Zeitraum abgefragt werden. Die tatsächlichen Aufwänden können automatisch summiert und mit den geplanten Aufwänden abgeglichen werden.

Es ist möglich, die Ergebnisse in Dashboards zu veröffentlichen.

Betriebsvereinbarungen sollten Regelungen über erlaubte bzw. untersagte Queries und Dashboards enthalten.

Kritisch sind solche, die Auskunft über die Arbeitsleistung von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen geben.

Übrigens kann nicht jeder Queries ausführen und Dashboards veröffentlichen. Berechtigungen dazu sollten sparsam vergeben werden.

Gruppenarbeit

In der Praxis stellt sich die Frage, ob es sich bei agiler Arbeit um Gruppenarbeit im Sinne des §87 Abs.1 Nr.13 handelt.

Das kann der Fall sein wenn:

  • eine organisierte Gemeinschaft eine Arbeitsleitung erbringt, für deren Gelingen sie gemeinsam verantwortlich ist
  • es der Arbeitsgruppe überlassen bleibt, die einzelnen Arbeitsschritte untereinander aufzuteilen

Der Gesetzgeber will die Beschäftigten vor den negative Folgen von Gruppenarbeit schützen.

So können Beschäftigte durch Gruppendruck Aufgaben übernehmen, die sie eigentlich ablehnen wollen.

Oder leistungsschwächere Beschäftigte werden vor der Gruppe bloßgestellt werden.

Beschäftigte sollten in Betriebsvereinbarungen das Recht bekommen, Arbeitsaufgaben in der Gruppe zunächst ohne Begründung ablehnen zu dürfen.

Für diesen Fall könnte es ein Verfahren geben, das den Beschäftigten die Möglichkeit gibt, ihre Sichtweise im Beisein einer vertrauten Person mit dem Vorgesetzten zu besprechen.

Übrigens möchte auch nicht jeder Beschäftigte ständig Auskunft über seinen Arbeitsfortschritt geben.

Auch das sollte in einer Betriebsvereinbarung berücksichtig werden.

Die Sicherheitsprotokollierung

Azure DevOps verfügt über eine Sicherheitsprotokollierung.

Ist sie aktiviert, werden zahlreiche Ereignisse erfasst. Dazu gehören das Löschen von Ressourcen, die Änderung von Zugriffsberechtigungen oder Richtlinien.

Aktiviert wird die Sicherheitsprotokollierung in den Organisationseinstellungen (Organization Settings).

Ist die Überwachung aktiviert, sollten Betriebsräte den Zugriff auf die Protokolle regeln. Dazu gehört der Kreis der Zugriffsberechtigten ebenso wie die Beteiligungsrechte des Betriebsrates.

In einer Betriebsvereinbarung sollten Aufbewahrungsfristen für die Protkolle vereinbart sein.

Das Berechtigungskonzept

Es gibt drei Orte, an denen Zugriffsberechtigungen vergeben werden können.

In den Einstellungen der Organisation (Organization Settings) und in den Projekt-Einstellungen (Project Settings). Zusätzlich gibt es Einstellungen für die jeweiligen Teams.

Unter den Rollen sind Project Collection Administratoren auf der Organisationsebene, Projekt Administratoren (Project Administrator) auf der Projektebene sowie Team Administratoren auf der Team-Ebene von besonderer Bedeutung.

Die ersten beiden haben vollständige Zugriffsrechte auf ihrer jeweiligen Ebene. Team Administratoren können zumindest noch Team-Dashboards konfigurieren.

Aus diesem Grund sollte eine Betriebsvereinbarung ein Berechtigungskonzept enthalten.

Matthias Sander

Seit 2016 arbeite ich als externer technischer Sachverständiger für Betriebsräte.

Zuerst bei einer Technologieberatungsstelle beim DGB (TBS). Heute bin ich selbstständig.

Mein Schwerpunkt liegt auf Microsoft 365: Betriebsvereinbarungen, Einigungsstellen und Systemprüfungen.

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